Kalariel, mächtiger Dämon der Stufe 6, spezialisiert auf die dritte Todsünde: Zorn.
"Was liest du da?" Schnell drehte ich mein Handy um und sah zu Denise die neugierig versuchte einen Blick auf das Display zu erhaschen. "Gar nichts.", antwortete ich unschuldig. Sie sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Klar doch. Gar nichts." Sie warf Amanda einen vielsagenden Blick zu. Amanda Carrigan war früher Denises beste Freundin gewesen, bevor ich gekommen bin. Jetzt war sie nur noch Denises Anhängsel. Dean, Jeremy Eldrick und Toni Kunning saßen uns gegenüber. Jeremy war Co Captain des Football Teams und die Nummer zwei, nach Dean. Toni war zwar nicht im Football Team, jedoch war er stinkreich, was ihm einen Ehrenplatz bei den "Coolen" beschafft hatte. Und außerdem sah er nicht schlecht aus. "Was haltet ihr vom neuen Mathelehrer?", fragte er, während er in seinem Essen herumstocherte. Sofort begannen Amanda und Denise zu schwärmen. Ich verdrehte nur die Augen. "Sieht so aus als wärst du nicht sonderlich begeistert von ihm Cara.", meinte Dean. Ich zuckte mit den Schultern. "Wenn ihr mich fragt, stimmt mit dem Typen irgendwas nicht." Denise sah mich mit großen Augen an. "Wie meinst du das? Glaubst du etwa er ist schwul. Das würde seinen tollen Modegeschmack erklären." "Ja, genau darauf wollte ich hinaus." Ich versuchte erst gar nicht den Sarkasmus in meiner Stimme zu verstecken, doch Denise schien es nicht zu bemerken. Ich wollte gerade wieder mein Handy in die Hand nehmen, um weiterzulesen als Jeremy mich aus den Gedanken riss. "Da ist er!" Sofort drehten sich alle um. Tatsächlich hatte Professor Kael, beziehungsweise Kalariel, gerade den Speisesaal betreten und sah sich um. Da fiel sein Blick auf mich. Ich überlegte kurz was auffälliger war, ihn weiterhin anzustarren, wie etwa drei Viertel der anderen Schüler oder schnell weg zu sehen. Sein Blick blieb noch kurz an mir hängen, bevor er weiterwanderte. Da entdeckte er unsere Deutschlehrerin Professor Salara und setzte sich mit einem Lächeln zu ihr und begann eine lebhafte Diskussion. Wusste er das ich es wusste? Wusste er überhaupt das ich es war? Bestimmt wusste er es, Lucifer hat es ihm bestimmt verraten. Ich musste ihn so schnell wie möglich loswerden. Wer weiß was er hier vorhatte. Es gab nur wenige Dämonen, die sich auf eine spezielle Todsünde fokussiert haben, und das waren meistens die gefährlichsten. Nicht so harmlos wie dieser Dämon letzte Nacht. Er war ein niederer Chaosdämon gewesen. Von denen gab es hunderte hier auf der Erde. Sie waren nervig, aber konnten nicht sonderlich viel anrichten. Vielleicht einmal hier und da etwas Zwietracht und Streit sähen, mehr nicht. Bei ihnen reichte ein einfacher Exorzismus aus. Ein Kreuz, etwas Weihwasser, ein paar lateinische Wörter und Au Revoir Dämon. Bei Sündendämonen war das schon etwas komplizierter. Um sie loszuwerden, brauchte man ganz spezielle Rituale und Exorzismen, genau auf die jeweilige Sünde ausgelegt. Ich hatte in den zwei Jahren nur ein einziges Mal mit einem Sündendämonen zu tun gehabt. Amayara, Dämonin der Habgier. Damals wäre beinahe alles schief gegangen. Ich kam gerade noch so lebend aus der Sache raus. Jedoch ist ein ganzes Gebäude abgebrannt, und der Dämon ist auch davongekommen. Dieses Desaster hat mir Lucifer noch wochenlang unter die Nase gerieben. Als ob er geahnt hätte das ich gerade an ihn gedacht habe, tauchte dieser plötzlich neben mir auf. "Hast du mich vermisst, Liebes?", fragte er mit einem hinterlistigen Unterton. "Nicht im Geringsten.", antwortete ich reflexartig, bevor mir wieder einfiel das außer mir ihn niemand hören konnte. Alle am Tisch starrten mich fragen an. Verdammt. Lucifer grinste schadenfroh. "Willst du irgendwas dazu sagen Cara?", fragte mich Denise mit gerunzelter Stirn. "Naja, ich meinte nur.... Ich habe nicht im geringsten l**t auf Spanisch. Ihr etwa?", versuchte ich mich herauszureden. Sie sahen sich stirnrunzelnd an, bevor Dean zustimmend nickte. "Wer hat schon l**t auf Spanisch. Professor Selling ist eine Schlaftablette." Jetzt nickten auch die anderen zustimmend. "Außerdem nuschelt er die ganze Zeit, da versteht man doch kein Wort.", fügte Jeremy hinzu. Ich atmete erleichtert auf. "Gerade noch die Kurve gekratzt. Bravo.", murmelte Lucifer mit einem dämonischen Grinsen. Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Dieser lächelte mich hämisch an. Am liebsten würde ich ihm dieses verdammte Grinsen aus dem Gesicht schlagen. "Versuch es nur, Liebes.", flüsterte er herausfordernd. Ich verfluchte ihn ihm Gedanken, bevor ich seinem Blick auswich. Er konnte meine Gedanken nur hören, wenn er mir in die Augen sah, soweit ich weiß jedenfalls. Den restlichen Tag tat ich mein Bestes ihn nicht anzuschauen. Ich wollte mich nicht verraten, dass ich von Kalariel wusste. Nach sechs langen Stunden, die sich teilweise wie ganze Jahre angefühlt haben, läutete die Glocke endlich zu Schulschluss. Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde mich von Denise und den anderen loszumachen, dann konnte ich mich endlich auf den Heimweg machen. Leider nicht alleine. "Warum schaust du mich nicht mehr an? Habe ich dir irgendwas getan, Liebes?" Ich lachte ungläubig. "Die Frage ist doch ein Scherz, oder?" "Das ist mein voller Ernst.", antwortete er provokativ. Ich wirbelte herum und verschränkte die Arme. "Mal schauen. Ach ja! Du hast meinen Bruder ausgelöscht." Ohne auf eine Antwort zu warten, stürmte ich davon. "Komm schon. Nimmst du mir das wirklich immer noch übel? Das war vor zwei Jahren.", rief mir Lucifer hinterher. "Das war mein Bruder!", schimpfte ich, ohne ihn anzusehen. "Wir sind uns doch beide einig das er ein Arschloch sondergleichen war.", meinte Lucifer. "Darum geht es nicht. Er war vielleicht ein Arschloch, er war trotzdem mein Bruder. Meine Familie." Nun lachte er. "Na so eine Familie würde ich lieber loswerden wollen." Ich starrte ihn fassungslos an. Er grinste mich süffisant an. "Gern geschehen, Liebes." Sprachlos schüttelte ich den Kopf, bevor ich mich umdrehte und ihn stehen ließ. Ich merkte das er mir folgte, starrte aber stur gerade aus. Dabei wanderten meine Gedanken zurück an die Zeit, wo ich noch ein Kind war. Die Zeit, wo mein Leben noch nicht so chaotisch war. Die Zeit, wo meine Seele noch mir gehörte und nicht irgendeinem arroganten, nervtötenden Mistkerl. Die Zeit, wo mein Bruder noch gelebt hatte. Ich verdrängte die Gedanken wieder, das Letzte was ich brauchte war vor Lucifer zu weinen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf meine Pläne für heute Abend. Ich musste noch ein paar Sachen nachlesen, das ein oder andere besorgen, und danach werde ich meinen neuen Mathelehrer in die Hölle schicken.