Ihr Feuriger Wikinger-4

2001 Words
Mikkel bemerkte, dass er mitten in seiner Story aufgehört hatte zu reden und räusperte sich. Er hoffte insgeheim, dass die Gruppe dachte, dass er von seinen Emotionen überwältigt war, und nicht abgelenkt durch seine Gedanken, wie er die Bauingenieurin in der letzten Reihe nahm. „Ich möchte gar nicht mehr an die ganzen Leben denken, die ich damals zerstört habe. Wenn ich wütend war, schien es so, als gab es nichts, was sich mir hätte in den Weg stellen können. Ich war wie ein laufender Flächenbrand.“ Die wahrsten Worte der ganzen Geschichte. „Schließlich stellte ich fest, dass ich auf diese Weise nur Schmerz verursachte. Und so bereiste ich die Welt, auf der Suche nach einer Religion oder Philosophie, die mir dabei helfen könnte, mich selber irgendwie zu kontrollieren.“ Für Jahrzehnte suchte er nach Antworten von Mystikern, Hexen, Zauberern und Wissenschaftlern, um seine Wut zu mindern, einen Gegenzauber zu finden, oder einfach nur den Schaden zu verhindern. Nicht ein Einziger konnte ihm helfen. Mikkel kam sogar auf die Idee, die Menschheit zurückzulassen und einsam in einer Höhle zu leben, weit weg von allen, die er verletzen könnte. Aber jedes Mal, wenn er das versuchte, zog ihn die Hoffnung wieder zurück in die Gesellschaft. Er glaubte daran, dass es eine Heilung für den Fluch der Hexe gab oder - wenigstens - jemanden, der eines Tages einen Weg fand, ihn wieder mit seiner Familie zu vereinen. Die unfruchtbare Suche auf der ganzen Welt hatte aber auch seine ganz eigenen Vorzüge. „Auf meiner Reise traf ich eine Reihe interessanter Leute, welche mich tief berührten und wirklich meine Sicht auf die Dinge veränderten.“ Wenn die Selbsthilfegruppe hauptsächlich aus Männern bestanden hätte, dann hätte er zugegeben, dass diese „tiefen Berührungen“ von wunderschönen Frauen stammten. Aber da Joanna auch dabei war, hielt er seine lebhaften Beschreibungen der Frauen aus aller Welt, in deren Genuss er gekommen war, zurück. Was den Fluch nicht heilen konnte, lenkte wenigstens von ihm ab. Er genoss ihre Düfte, ihre Sinnlichkeit und ihre Schreie der Befriedigung. Sein Blick wurde wieder auf Joanna gezogen, die hungrig seiner Geschichte lauschte. Er wünschte, dass er ein inspirierendes Schlusswort für sie hätte, etwas um ihr Hoffnung für ihre eigenen Probleme zu geben. „Nach langer Zeit bemerkte ich, dass die Antwort meiner Probleme kein Mönch oder Schamane herbeizaubern kann und so hörte ich auf, durch die Welt zu reisen und nach einer magischen Lösung zu suchen. Und so bin ich hier, setze mich jeden Tag mit meiner Wut auseinander und ziehe das Programm durch. Es ist allerdings auch hilfreich, dass ich in meinem Beruf Dinge in die Luft jagen kann.“ Ein paar Lacher. „Aber ich bin Tabitha und euch allen dankbar, dass ihr mich unterstützt.“ Applaus erfüllte den Raum und Tabitha kam glücklich schluchzend auf das Podium zu. Sie griff Mikkel bei den Schultern, gab ihm einen nassen, schnellen Kuss auf die Wange und ließ einen viel zu großen Abdruck von Lippenstift zurück. Es überraschte ihn immer aufs Neue, aber er fühlte sich besser. Joannas Herz schlug so laut, dass sie dachte, die Frau im Hippiekleid neben ihr könnte es hören. Ihr Mund war trocken und ihr Höschen war feucht vor Begierde. Es war nicht die Geschichte, die er erzählt hatte; das meiste war offensichtlich eine Lüge oder nur eine Halbwahrheit. Er konnte gut Geschichten erzählen, das musste sie ihm lassen. Normalerweise dudelten die Redner immer und immer wieder über bedeutungslose Details und schienen niemals zum Punkt zu kommen. Sie hatte ja bereits erfahren, dass er ein geschickter Redner war, seit sie die knappe Auseinandersetzung an der Baustelle hatten. Und er war definitiv ein heißer Kerl. Jedes Mal, wenn er mit der Zunge seine Lippen befeuchtete, konnte sie jeden Zungenschlag spüren, als würde er ihre Klitoris berühren. So, wie er die Ecken des Podiums griff, konnte sie sich vorstellen, wie er mit festem Griff ihre Hüften hielt und in sie eindrang. Sein T-Shirt war eng genug, dass man die gemeißelten Brustmuskeln und die kleinen Punkte seiner Brustwarzen sah, die danach schrien, angeknabbert zu werden. Er war definitiv ein Abenteuer wert, aber etwas an seiner äußeren Erscheinung stimmte nicht. Es war wegen diesem einen Ding. Ein verdammtes Grübchen. Sie hatte sein Gesicht während ihres ersten Treffens auf der Baustelle nicht aufmerksam genug betrachtet, aber jetzt, wo seine Bauchmuskeln hinter dem Podium versteckt waren, konnte man es nicht ignorieren. Genau am Rand seiner Lippen kräuselte sich ein kleiner, perfekter und leicht nach unten gebogener Halbmond. Dieses Grübchen war fast wie eine eigene Kreatur, die sich auf seinem Gesicht niedergelassen hatte. Wenn er über eine bestimmte Einzelheit, z.B. über den Einbruch in sein Familienhaus redete, dann hob sich dieses kleine Grübchen und verriet der ganzen Welt, dass es eben nicht so passiert war, sondern, dass es weitaus schlimmer war. Und dann, wenn er zu einem wahren Teil der Geschichte kam, wie er beispielsweise die Welt bereiste und keine Antwort fand, dann drehte sich das kleine Grübchen nach unten. Diese kleine Drehung nach unten, diese Hoffnungslosigkeit, gefangen in einem kleinen Stück Haut, hatte genug Intensität, den Rest seines Körpers mit einer pulsierenden Leidenschaft zu laden. Nur das war es, was sie davon abhielt, mit ihrer Hand zwischen ihre Beine zu fahren und ihre sensible, kleine Knospe zu streicheln. Sie umklammerte mit den Händen ihre Knie und zwang ihre erröteten Wangen, sich zu beruhigen, bevor sie völlig ausflippte. Bevor sie auf das Podium stürmte, ihm die Klamotten vom Leib riss und wie eine Verrückte schrie, während er sie auf dem Tisch mit den Erfrischungsgetränken nahm. Alle klatschten und eine halbe Sekunde zu spät tat auch Joanna es ihnen gleich. „War das nicht herzzerreißend?” Die arme Tabitha würde noch an Dehydrierung sterben, wenn sie nicht aufhörte zu weinen. Ihr waren die Taschentücher schon bei dem Teil mit der unkontrollierbaren Wut ausgegangen und sie benutzte seitdem ihren selbst gehäkelten Schal, um ihre Augen trocken zu tupfen. „Ich danke dir, dass du dich uns so offen mitgeteilt hast, Mike. Das war so bewegend. Du bist eine Inspiration für uns alle und es ist toll einen Mann zu erleben, der seine Gefühle so offen zeigt.“ Sie drückte ihre Hände an die Brust und seufzte so tief, dass die hölzernen Haarklammern, die ihr Haar zusammen hielten, gefährlich auf und ab wippten. „Gefühle sind es, die das Leben lebenswert machen und diese Gefühle in Worte zu fassen, ist es, was uns in allen unseren Beziehung weiterhelfen wird.“ Joanna hustete, sonst hätte sie losgeprustet vor Lachen. Sie hoffte aufrichtig, dass Tabitha einst ein wutentbrannter Psychopath war, bevor sie anfing, so mit ihren Gefühlen um sich zu schmeißen und eine Wutbeherrschungs-Gruppe zu leiten. Die Vorstellung, dass Tabitha jemanden im Bus mit ihren Häkelnadeln attackierte, weil er für die älteren Damen nicht aufstand, machte es ihr leichter, sie zu mögen. Joanna machte den Fehler kurz Mike anzuschauen, um zu sehen, wie er auf Tabithas kleine Rede reagierte. Seine Grübchen tanzten einen verächtlichen Tanz, der sagte: „Danke Tabitha. Schön, dass dich meine Geschichte so bewegt hat.“ Er setzte sich wieder auf seinen Platz und streckte seine langen, muskulösen Beine unter dem Stuhl vor ihm aus. Sein Gesicht war teilnahmslos, während die nächste Sprecherin schüchtern zum Podium schritt und er die Arme vor seiner Brust verschränkte. Gerade als die Frau im Hippiekleid anfing sich vorzustellen, drehte er sich gerade so auf seinem Stuhl um, dass er Joanna direkt in die Augen sehen konnte. Für einen Moment war es, als hätte die Luft zwischen den beiden Feuer gefangen. Er zwinkerte ihr zu. Sein Grübchen mischte sich ein und versprach lange Nächte voller versauten Liebemachens, inklusive Zähne und Seile. Der Rest des Meetings war unwichtig. Sie wusste, dass sie sich eigentlich konzentrieren sollte, aber ihre Augen wanderten ständig zurück zu Mikes Gesicht, wie ein Schatzsucher, der noch einmal einen kurzen Blick in die verfluchte Grabstätte werfen will. Die Reaktion seines Grübchens auf jede Geschichte, war für Joanna viel interessanter als alles andere hier im Raum. Das Hippiemädchen war gerade dabei zu erzählen, wie sie einen Kunden von ihrem Tomatenstand vertrieben hatte, weil er damit angab, ein Foto von Ronald Reagan auf einem vergoldeten Schrein stehen zu haben, welches direkt neben einem Foto von St. Matthew, dem heiligen Patron der Banker und Buchhalter stand. Mikes Grübchenfalte hob sich zur Bestätigung. Der nächste Typ, der sich fünf Minuten nur darüber beschwerte, dass seine Frau so schlecht kochte, erntete nur Verurteilung durch das Grübchen. Was würde sein Grübchen wohl über ihre Story denken? Nur der Gedanken daran, zum Podium zu gehen, ließ es ihr eiskalt den Rücken runterlaufen. Hi, Leute. Mein Name ist Joanna und ich habe ein Problem mit meiner Wut. Ich habe eine Frau weggeschubst, die mir auf der Rolltreppe keinen Platz gemacht hat und sie hat mich dafür verklagt, dass ich ihr Handgelenk gebrochen habe. Das Grübchen würde wahrscheinlich nicht gerade freundlich reagieren. Joanna konnte froh darüber sein, dass sie vom Richter nur eine Wutbeherrschungs-Therapie auferlegt und ein Bußgeld hatte zahlen müssen. Ihr Therapeut hatte ihr geraten, sich über ihre Wut hinwegzusetzen und der Frau zu vergeben, aber Joanna konnte nicht wirklich ein angemessenes Maß an Scham aus sich herauszwängen. Die Schlampe sollte wissen, dass man zur Rush-Hour nicht auf der linken Seite einer Rolltreppe stehen bleibt, dachte sie. Das Meeting endete erst nach einer gefühlten Ewigkeit. Sie ließ sich von Tabitha bescheinigen, am Meeting teilgenommen zu haben und ging zum Tisch mit den steinharten Donuts. Wenn sie es schaffen würde, sich eine Handvoll Gratisessen zu schnappen und verschwunden zu sein, bevor Mike sie erkannte, dann könnte sie sich vielleicht den peinlichen Moment sparen, in dem sie mit ihrer Zunge seinen gesamten Körper von oben bis unten erkundete. „Hey. Du bist doch Joanna, oder?“ Joanna hielt inne, die Hand mit dem in eine Serviette gewickelten Bananenbrot schon fast in der Handtasche. Sie drehte sich langsam um und fand sich auf Augenhöhe mit ein paar sehr starken Brustmuskeln wieder. Sie hatte irgendwie vergessen, wie groß er doch eigentlich war. Sie neigte ihren Kopf etwas zurück, damit sie ihm ins Gesicht schauen konnte. Ein heißes Kribbeln ging ihr durch den Nacken und die Brust, welches sich langsam nach unter ausdehnte, - vorbei an ihrem Bauch, bis zu der Stelle zwischen ihren Beinen, die schon ganz feucht vor Aufregung war. Sie hoffte, dass sie vor lauter Aufregung nicht rot anlief. „Hi, ja, ich bin Jo“, sagte sie. Ihre morgendliche Auseinandersetzung kam ihr plötzlich wieder lebhaft in den Sinn und sie merkte, wie sie erst recht rot anlief. „Oh Gott, es tut mir wirklich leid, wegen heute Morgen. Ich habe wahrscheinlich etwas überreagiert. Aber das ist etwas, woran ich arbeite.” Sie machte eine Handbewegung und deutete damit die Wutbeherrschungs-Gruppe an. Er lächelte und sein Grübchen zeigte als Zeichen ehrlicher Freude nach oben, wobei die Hitze in ihrer Brust sich weiter wohlig und warm ausbreitete. Sie bemerkte, dass sie ihn unterbewusst anlächelte. „Überhaupt kein Problem. Ich bin Mike, Mike Eld.“ Er hielt ihr die Hand hin. Die Schwielen in seiner Hand kitzelten ihre Handinnenfläche und ihre Fantasien schlugen erneut kleine Wellen. Sie bereute es, seine Hand wieder loszulassen. „Was heute Morgen angeht: Du kannst mir einen Drink ausgeben, um es wieder gut zu machen“, sagte er. „Sollte es normalerweise nicht anders herum laufen?“ fragte sie. Ihr Lächeln wurde breiter, so als hätte es ein Eigenleben. „Ahh, ich bin da ein wenig altmodisch. Ich finde, dass immer die attraktivere der weniger attraktiveren Person einen Drink ausgibt. So ist es etwas ausgeglichener.“ Sie brauchte eine Sekunde, um ihr l**t-verdorbenes Gehirn dazu zu bringen, zu verstehen, was er sagte. Aber als sie es schließlich verstand, fühlte sie sich übertrieben euphorisch. „Wie oft funktioniert der Spruch bei dir?“, fragte sie. Mikes leises Lachen stellte etwas Komisches mit ihrem Bauch an. „Es funktionierte bei Joan d‘Arc und sie war verdammt schwierig zu kriegen.“ Das sagte er mit so ernster Miene, dass sie überrascht auflachte.
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