Prolog
Vor acht Jahren...
Mias Perspektive.
Draußen regnete es in Strömen, und hier im Haus fielen meiner Mutter die Augen zu.
Es war schon nach Mitternacht, und mein Vater war noch nicht gekommen. Meine Mutter putzte zum x-ten Mal die Küche, nur um sich die Zeit zu vertreiben, während sie schluchzend auf ihren Mann wartete.
Das Geräusch eines abgestellten Automotors ertönte, und die Autotüren öffneten und schlossen sich mit einem dumpfen Schlag, während das Geräusch von Schritten lauter wurde.
Die Tür wurde ruckartig aufgerissen, und die imposante Gestalt meines Vaters kam zum Vorschein. Er hielt eine wunderschöne Frau in seinen Armen. Ich würde nicht sagen, dass es mir gefiel, sie mit meinem Vater zu sehen; sie klammerte sich förmlich an ihn.
Er betrat das Haus und warf meiner Mutter einen Blick voller Abscheu zu.
„Warum bist du noch hier? Ich will dein Gesicht nicht sehen, wenn ich nach Hause komme. Hau ab und tauche nie wieder vor meinen Augen auf. Du hast mir die Laune verdorben“, spuckte er mit so viel Hass in der Stimme aus.
„Ich habe auf dich gewartet. Ich habe mir Sorgen gemacht, es hat draußen geregnet, und du bist nicht nach Hause gekommen“, flüsterte meine Mutter mit gedämpfter Stimme.
„Du Schlampe, du brauchst nicht so zu tun, als ob du dir Sorgen um mich machst. Ich brauche deine Sorge nicht. Geh mir einfach aus dem Weg und verschwinde aus meinem Leben.“ Mein Vater trat meiner Mutter so fest in den Bauch, dass sie zu Boden fiel, sich den Bauch hielt und vor Schmerzen weinte. Ich hatte solche Angst zu sehen, wie mein Vater meine Mutter schlug. Ich wollte zu ihr laufen und sie trösten, aber ich versteckte mich aus Angst hinter der Tür und hielt mir den Mund mit der Handfläche zu.
„Komm, mein Schatz, wir gehen in mein Zimmer und amüsieren uns“, sagte er zu der Frau und führte sie in sein Zimmer.
Meine Mutter weinte und drückte ihren Bauch auf den Boden. Als sie in seinem Zimmer waren und die Tür geschlossen war, lief ich zu meiner Mutter und half ihr aufzustehen.
„Geht es dir gut, Mama?“ fragte ich besorgt, und mir liefen die Tränen in die Augen, als ich sie so elendig vor Schmerzen daliegen sah.
„Mir geht es gut, mein Kind. Geh in dein Zimmer und schlaf“, sagte sie und lächelte trotz der Schmerzen in ihrem Bauch. Sie war so eine starke Frau. Sie hat ihren Schmerz immer vor mir versteckt und nie etwas Schlechtes über meinen Vater gesagt, obwohl er sie wie Dreck behandelt hat.
„Nein, Mama, ich lasse dich hier nicht allein. Wo willst du denn schlafen? Papa hat das Zimmer abgeschlossen, also kannst du nicht im Zimmer schlafen. Komm mit mir und schlaf in meinem Zimmer“, sagte ich, während ich ihre Hand ergriff und sie in mein Zimmer führte. Ich wischte ihr mit meinen kleinen Händen über die nassen Wangen.
Ich war erst zehn, aber ich verstand, was in meinem Haus geschah. Mein Vater hasste meine Mutter, weil meine Großeltern ihn gezwungen hatten, sie zu heiraten, und weil sie aus einer armen Familie stammte.
Mein Vater hielt meine Mutter nicht für gleichwertig mit ihm, und so hasste er auch mich. Ich habe mich nie getraut, vor ihm zu sprechen. Er hatte mir befohlen, nur dann vor ihn zu treten, wenn es sehr wichtig war.
„Mama, warum hasst Papa mich so sehr? Warum kann er mich nicht lieben, wie andere Väter ihre Kinder lieben?“ fragte ich verzweifelt.
„Prinzessin, es ist nicht deine Schuld. Es ist mein Fehler. Hätte ich deinen Vater nicht geheiratet, hättest du nicht so gelitten“, sagte sie und wieder liefen ihr die Tränen übers Gesicht.
„Nein, Mama, es ist nicht deine Schuld. Du bist so nett, und du bist eine gute Mutter. Du bist eine gute Ehefrau“, versicherte ich ihr, während ich sie fest umarmte, in der Hoffnung, dass dies ihren Schmerz lindern würde.
Sie umarmte mich ganz fest. Aus dem Zimmer meines Vaters kamen seltsame Stimmen. Die Frau schrie den Namen meines Vaters, und mein Vater stöhnte. Ich konnte mir nicht erklären, was in seinem Zimmer vor sich ging, aber dann sah ich, dass meine Mutter dieses Mal noch heftiger weinte. Ich schlang meine Arme um sie.
"Nicht weinen, Mama. Bitte nicht. Niemand darf dich mehr schlagen. Bitte, Mama, halte dich einfach von Papa fern und bleibe von jetzt an mit mir in meinem Zimmer. Wenn du nicht vor Papa gehst, geben wir ihnen keine Chance, dir weh zu tun“, versuchte ich sie zu beruhigen.
Mama kuschelte mich an ihre Brust und sagte: „Hör zu, Mia, ich liebe dich. Denk immer daran, dass ich immer bei dir sein werde - egal, wo ich sein werde. Verliere nie den Glauben an das Leben. Du wirst ein besseres Leben haben als ich.“ Sie lächelte, sah mich an und nahm mein Gesicht in ihre Hand. „Mia, eines Tages wird ein Prinz kommen und dich aus diesem armseligen Leben und diesem Ort herausholen.“
„Nein, Mum. Ich werde nie heiraten, und ich werde keinen reichen Mann heiraten. Sie behandeln uns wie Dienstboten. Ich werde für immer mit dir zusammen sein“, gestand ich ihr die größte Angst meines Lebens.
Meine Mutter kicherte und küsste mich auf die Stirn. „Okay, Zeit zum Schlafen, komm.“ Sie schaltete das Licht aus und legte sich auf das Bett, so dass ich neben ihr lag. Bald darauf schliefen wir beide ein.
Langsam verschlechterte sich der Gesundheitszustand meiner Mutter, und sie wurde von Tag zu Tag kränker. Sie verheimlichte die Krankheit vor mir und suchte keine Behandlung auf. Der Lebenswille in ihr war schon lange erloschen, und eines Tages ließ sie mich allein in dieser grausamen Welt zurück. Ich war so wütend auf sie. Ich wollte nicht um sie weinen. Aber mein Herz schmerzte so sehr, dass ich das Gefühl hatte, mit ihr zu sterben.
„Warum, Mama? Warum hast du mich allein gelassen? Warum konntest du nicht für mich leben? War es so schwer zu leben, dass du lieber gestorben wärst?“, fragte ich sie und schrie zum Himmel hinauf. Vom Himmel erhielt ich keine Antwort.
Nun musste ich allein in dieser grausamen Welt leben und auf eine Chance warten, mich aus diesem elenden Leben zu befreien. Mein Vater heiratete diese schöne Frau, und sie wurde meine Stiefmutter. Eigentlich begann das Schlimmste nach der Wiederverheiratung meines Vaters. Meine Stiefmutter hasste mich mehr als alles andere auf der Welt, und ich kannte den Grund dafür nicht. Sie brachte eine Tochter mit. Mein Vater liebte seine Tochter mehr. Tatsächlich hasste er mich auch, und ich war mir meiner Fehler nicht bewusst.
Meine Stiefmutter sagte, ich solle ihnen dankbar sein, weil sie mich im Haus wohnen ließen, nachdem meine Mutter ihnen das angetan hatte, und ich für die Taten meiner Mutter bezahlte.
Nun war meine Stellung in diesem Haus nicht mehr als die eines Dieners. Genau wie meine Mutter musste ich alle Aufgaben im Haushalt übernehmen. Ich war meinem Vater dankbar, dass er mir erlaubte, die Schule zu besuchen. Ich wartete darauf, achtzehn Jahre alt zu werden, um eine Arbeit zu finden und sein Haus zu verlassen. Vielleicht würde mein Pech ein Ende haben, wenn ich an meinem achtzehnten Geburtstag erwachsen werden würde.
Aber eines wusste ich ganz sicher: Ich würde niemals einen reichen Mann heiraten, denn sie waren herzlos und behandelten uns wie Abschaum.