Kapitel 2

1181 Words
Als ich fertig bin gehe ich runter. „Können wir?", frage ich. „Jup", antwortet mein Bruder. „Pass ja auf sie auf", mahnt meine Mutter. Ich verdrehe meine Augen, tue ruhig vor meinem Bruder, als wärst du die Überfürgsorgliche in Person. Das ist sie ganz und gar nicht. Sie liebt ihre Arbeit mehr, als mich und das lässt sie mich auch spüren. In New York war ich schon die meiste Zeit alleine, weil meine Eltern kaum Interesse hatten, aber nach außen hin muss man ja immer den Schein waren. Alex zeigt mir den Weg und ich gehe stumm neben ihm. „Hast du Probleme mit deinem Freund?", fragt er mich kurze Zeit später. „Welcher Freund?", meine ich nur dazu. Dafür bekomme ich einen verwirrten Blick seinerseits, doch er sagt nichts dazu. Er weiß genau wann ich nicht reden möchte. Kurze Zeit später sind wir an einer kleinen Pizzeria angekommen. Draußen steht Rick und noch ein Mädchen. Ich denke mal, dass ist Sarah. Den großen blonden Jungen kenne ich, seit ich denken kann. Er ist seit Jahren der beste Freund meines Bruders und ist auch ein sehr wichtiger Teil meines Lebens geworden. Ich laufe zu ihm und nehme ihn lange in den Arm. „Hey, ich bin Ivy", stelle ich mich dem ebenfalls blonden Mädchen vor. „Sarah", erwidert sie freundlich. „Schön, dich kennen zu lernen", meine ich. Keine zwei Minuten später sitzen wir in der Pizzeria und haben unser Essen bestellt. „Wie läuft das College?", frage ich in die Runde. „Gut", antwortet mein Bruder knapp, der noch nie der große Redenschwinger war. Dafür aber sein bester Freund, der mir erstmal ausführlich alles beim Essen berichtet. Als wir fertig sind klingelt das Handy von Alex. Wo ist meins eigentlich? „Hier", hält er mir das Ding vor die Nase. „Was denn?", bin ich genervt, nehme es aber dennoch in die Hand. Auf den Dispaly steht groß Zack drauf. Boa, ne lass mal. Mein Finger drückt schnell die rote Taste und ich halte es wieder meinem Bruder hin. „Wieso redest du nicht mit deinem Freund?", fragt mich mein Bruder ernst. „Weil ich nicht will", stöhne ich laut auf. Mit anderen Worten geht dich gar nichts an. Klar, er ist mein Bruder, aber ich hab kein Nerv auf das Gelaber. Ich kann meine Sachen auch alleine regeln. „Lasst uns in den Club gehen", lenkt Rick von Thema ab. Alles kann man hier von zu Fuß erreichen, dass ist echt praktisch. Den ganzen Weg rede ich mit Sarah und erfahre so ziemlich viel von ihr. Sie ist mir sofort mega sympatisch und ich habe das Gefühl, dass sie ein Auge auf meinem Bruder geworfen hat. Im Club dröhnt mir sofort die laute Musik entgegen. Zuerst holen wir uns ein paar Kurze. „Trink, aber nicht zu viel", schreit Alex über die Musik. Wenn du wüsstest, was in New York alles abgegangen ist. Ich lasse mein Blick über die Tanzfläche schweifen. Ziemlich viele Leute hier. Die Mädels haben fast alle kurze Sachen an und reiben sich an den Kerlen. Ihhh. Eklig. Widerlich. Aber den Jungs gefällt es. Was auch sonst. Die Musik ist gut. Hip Hop. Gefällt mir gut. Ziemlich tanzbar. Ich hol mir meine Packung Zigaretten raus und will mir gerade eine anzünden, aber bei meinem Glück geht mein Feuerzeug nicht. Mein Bruder und die anderen beiden sind auch urplötzlich verschwunden. Na danke auch. Da taucht vor mir plötzlich eine Flamme auf. Ich zünde sie damit an und mustere den Typen, der vor mir steht. Er müsste in meinem Alter sein, hat schwarze zurück geegelte Haare und trägt eine ebenfalls dunkle Lederjacke, aber was mir sofort auffällt sind seine strahlend eisblauen Augen. „Bist du neu hier?", fragt er mich, doch ich geh einfach wortlos an ihm vorbei näher an die Tanzfläche. Ich bin einfach nicht in der Stimmung für Gespräche. Anscheind geht gerade ein Tanzbattle, denn alle machen ein großen Kreis um zwei Jungs. Ich finde Sarah und stelle mich zu ihr. „Dein Bruder kann echt gut tanzen", sagt sie. „Jap", stimme ich ihr zu. Natürlich ist er auf der Tanzfläche, wie immer eigentlich. „Na die Runde ging ja an Alex. Na wer traut sich jetzt", höre ich den DJ sagen und ich muss lachen. Er ist auch überall bekannt. Plötzlich steht besagter Bruder vor mir und tanzt mich an. Ne, ne lass mal. Natürlich muss er mich provozieren. „Da hat Alex wohl sein neues Opfer gefunden, ob sie sich traut", wird erneut über die Musik gegrölt. Ich schüttel lachend mein Gesicht. „Angsthase", grinst er. Ich verdrehe meine Augen, schmeiße die Kippe weg und gehe in den Kreis. Er schafft es auch immer wieder. Die Menge fängt an zu gröhlen. Zuerst tanzt er einige Moves über die ich lachen muss. Er denkt echt er wäre besser als ich? Nur weil er mir das Tanzen beigebracht hat heißt das gar nichts. Danach beginne ich mit einigen, aber bringe natürlich auch ein wenig meine Kurven ins Spiel. Das geht noch das Lied weiter bis die Menge ausrastet. „Wer ist dieses Mädchen?", höre ich den DJ. Ich lache nur und gehe zur Bar. „Waldmeisterkurzen", grinse ich. „Wow, der geht aufs Haus", sagt er. Ich kippe ihn in einem Zug weg. „Du weißt, wie man sich bewegt", spricht mich der Typ in der Lederjacke an. Verfolgt der mich? Ich schaue ihn nur schräg von der Seite an, doch bevor ich etwas sagen kann steht mein Bruder schon neben mir. „Na komm, morgen ist dein erster Tag in der Schule. Ab nach Hause", sagt er. Zusammen mit den anderen beiden gehen wir raus und nehmen das erste Taxi nach Hause. Bei mir steigt er und ich aus. „Musst du nicht morgen ins College?", will ich wissen. „Doch, aber ich fahr später. Zuerst bring ich dich in die Schule", lacht er. Ach ja, Schule. Gar kein Bock drauf. Muss ich da echt hin? Zusammen gehen wir ins Haus. Ich gehe direkt in mein Zimmer, doch Alex folgt mir natürlich. „Erzählst du es mir jetzt?", fragt er. „Was?", schaue ich ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. „Na, dass mit den rauchen und was mit Zack ist?", klärt er mich auch. „Da ist nichts was ich dir erzählen müsste mit ihm. Wegen dem Rauchen, ja ich mach das eben. Ist doch nichts dabei", zucke ich mit den Schultern. An Zack will ich als letztes heute noch denken. Eigentlich nie wieder und das muss ich auch nicht. Ich wohne gefühlt am anderen Ende der Welt, also was solls. Meine Probleme habe ich alle in New York gelassen. „Du weißt, dass du immer mit mir reden kannst oder?", fragt er ernst. „Ja", nehme ich ihn in den Arm. „Schlaf gut", und damit verlässt er mein Zimmer. Ich gehe noch schnell duschen und lege mich dann ins Bett. Einige Male wälze ich mich im Bett, auch wenn ich es nicht gerne zugebe bin ich doch ziemlich nervös wegen morgen. Doch irgendwann falle auch ich in ein Schlaf.
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